Ähnlichkeit

Sollte es nicht bereits bei Ultraschalluntersuchungen geschehen sein, ist spätestens zwei Minuten nach Verlassen des Geburtskanals eine Ähnlichkeit zwischen dem Neugeborenen und seinen Eltern, möglichst auch Großeltern herzustellen!

Etwas wie „Guck mal, es hat Papas tiefgründiges Lächeln, wäre wünschenswert. „Es hat Papas Mundpartie geht auch noch. „Gottlob, es hat eine Mundpartie, das erleichtert sicher die Nahrungsaufnahme", reicht hingegen keinesfalls. In den Tagen danach wird die gesamte Verwandtschaft in diesen Quiz „von wem hat er was" mit einsteigen und zu so unerschütterlichen wie unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Was erstaunlich ist, schließlich gibt uns die biologische Lehre ja nur zwei Antwortmöglichkeiten vor, das Raten ist also halb so schwer wie bei Günther Jauch. Aber dass mit Geburt eines Kindes die geistigen Herausforderungen zurückgehen, ist ja bekannt. 
Meine beschränkte Vorstellungskraft lässt mich in dieser Disziplin versagen und ich blicke ergebnislos auf das kleine, leicht derangierte Bündel herab. Es scheint mir optisch doch viel zu sehr von seinem zehrenden Kampf durch die komplizierte weibliche Anatomie geprägt zu sein und weniger von der pflichtbewussten Umsetzung seiner DNA. Wem er den nun ähnlich sieht, Vater oder Mutter. Meine eigentlich folgerichtige Entgegnung, „man müsste Vater und Mutter z.B. einige Stunden durch so ein Tannenbaumnetzgerät pressen und dann die Gesichter mit dem hier vergleichen, wird einfach ignoriert, wie in Zukunft noch so vieles.